Markus Mader wurde letztes Jahr vom Aufsichtsorgan des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) als Direktor abgesetzt. Nun fordert er rund eine Million Franken sowie eine Stelle «in beratender Funktion» über zwei Jahre hinweg, damit «sofort Ruhe» ins SRK einkehren kann. Ein SRK-Anwalt spricht gar von einem «goldenen Fallschirm».
Dies geht aus Dutzenden von Mails, Arbeitsverträgen und Protokollen hervor, die dem Blick vorliegen. Das Wichtigste im Überblick:
Im Dezember 2022 sprach der Rotkreuzrat, das Aufsichtsorgan des SRK, dem 59-jährigen Direktor Markus Mader, sein Misstrauen aus. In einer knappen Abstimmung wurde Mader mit 6 zu 4 Stimmen abgesetzt; die vier unterlegenen Ratsmitglieder traten – wohl aus Protest – umgehend zurück.
Die Gründe für den Entscheid waren und sind weiterhin schwammig. Laut Gerüchten, die an die Medien gelangten, soll die Rede von «Differenzen in Führungsfragen» und fehlendem Vertrauen gewesen sein. Mader selbst sagte damals, dass er weder über die Begründung informiert noch angehört worden sei, schreibt der Tagesanzeiger.
Im Umkehrschluss liess er sich rückwirkend auf den Tag seiner Absetzung krankschreiben – und ist es bis heute noch. Deshalb konnte SRK-Präsidentin Barbara Schmid-Federer ihm auch bis heute keine Kündigung aussprechen. Während in gewissen bürgerlichen Kreisen solch eine Ausnützung des Arbeitsrechts wohl eher mit der faulen Arbeiterschaft assoziiert wird, ist es nun ein Manager eines nationalen Spendenwerks – mit einem Jahreslohn von einer Viertelmillion Franken –, der sich schamlos bereichert.
Doch als wäre das nicht schon genug, stellt Mader nun auch noch Forderungen – und diese sind nicht bescheiden.
Wie aus den dem «Blick» vorliegenden Dokumenten hervorgeht, möchte Mader bis Ende 2023 weiterhin seinen vollen Lohn erhalten – während er weiterhin krankgeschrieben bleibt. Anschliessend will er bei einem Pensum von 80 Prozent zwei Jahre lang beim SRK eine beratende Position einnehmen; dies zu den jetzigen Konditionen.
Diese umfassen einen Jahreslohn von rund 250'000 Franken sowie eine Spesenpauschale von 12'000 Franken. Nach Ablauf der zwei Jahre soll ihm das SRK den gesamten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrag in die Pensionskasse einzahlen, verlangt Mader weiter. Und seine Anwaltskosten sollen auch gedeckt werden, für schlappe 10'000 CHF.
Ein früheres «Angebot» Maders war zurückhaltender. In diesem forderte er als Abfindung «nur» zwei volle Jahreslöhne (ohne Gegenleistung) sowie die Vermittlung von Aufträgen durch das SRK für eine selbständige Tätigkeit. Diese Forderungen waren jedoch als Bedingung an die Wahl von Manuel Bessler zum Präsidenten des internationalen SRK geknüpft. Diese erfolgte nicht und darum verfiel auch das «Angebot», von dem Mader laut einem SRK-Anwalt nie abgekommen war.
Doch es kommt noch mehr: Mader möchte nicht, dass die Details zu seiner Abfindung an die Öffentlichkeit gelangen, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Folgende Medienmitteilung hat er vorgeschlagen: «Das SRK und SRK-Direktor Markus Mader haben sich auf eine einvernehmliche Lösung mit der Weiterbeschäftigung von Markus Mader geeinigt.» Man soll einzig über seine künftige Tätigkeit als Berater informieren. «Über die weiteren Punkte dieser Vereinbarung herrscht Stillschweigen.»
Und warum sollte sich das SRK auf seine Vorschläge einlassen? «Aus meiner Sicht wird diese einvernehmliche Lösung dazu beitragen, dass sofort Ruhe bei den Mitarbeitenden der GS SRK und auch bei einem Grossteil der Rotkreuz-Organisationen eintreten kann.» Seit Mitte Dezember gebe es «nur Verlierende im SRK». Das müsse ein «rasches Ende» haben, findet Mader in den Dokumenten.
Ein SRK-Anwalt bezeichnet die Situation in einem Mail an Maders Anwalt als entlarvend: «Diese Aussage ist nicht anders zu verstehen, als dass Ihr Klient hinter den Unruhen steht und diese schürt, aber bereit wäre, für Ruhe zu sorgen, falls man seinen finanziellen Forderungen nachkommt.»
Gemäss der SRK-Geschäftsstelle machte die Organisation 2021 rund 565 Millionen Franken Umsatz. 98 Millionen Franken davon bestanden aus privaten Spenden, Erbschaften und Legaten. 157 Millionen Franken wurden von öffentlicher Hand (also schlussendlich aus Steuergeldern) beigetragen.
Dazu kamen eigene Leistungen im Umfang von 277 Millionen Franken sowie sonstige Beiträge von 31 Millionen Franken. Rund 5300 Angestellte sind beim SRK beschäftigt – und ca. 50'000 Freiwillige.
Das SRK will den Forderungen Maders (verständlicherweise) nicht nachkommen, sondern schlägt vor, das Arbeitsverhältnis mit ihm Ende September 2023 aufzulösen. Bis dahin würde er weiterhin Lohn plus vereinbarte Spesen pro rata temporis erhalten. Dazu gebe es ein «wohlwollendes Arbeitszeugnis» und eine Dienstaltersanerkennung von 2000 Franken.
Maders Anwalt findet währenddessen diesen Vorschlag «nicht förderlich» für die «Genesung» seines Mandanten. Das Angebot habe seinen Mandanten «erschüttert angesichts der darin zum Ausdruck kommenden mangelnden Wertschätzung durch das SRK». Mader hat über 20 Jahre lang für das SRK gearbeitet und war seit 2008 Direktor der Organisation.
Markus Mader selber sagt gegenüber dem «Blick»:
Er sei aber weiterhin «sehr interessiert» an einer einvernehmlichen Lösung. «Viele Menschen innerhalb des SRK sind sehr aufgewühlt wegen meiner Absetzung. Bei einer Einigung mit mir würden sich diese Gefühle legen.»
(cpf)
Klingt so nach Rache als narzisstischer Gekränkter.
Hat das SRK keinen Vertrauensarzt, zu dem der gute Herr geschickt werden kann? Was sagt die KTG-Versicherung dazu?